Aktion / Bericht
Politischer Salon zum Emissionshandel
Am 13. November 2025 traf sich in den Räumen der ÖDP-Landesgeschäftsstelle Berlin eine hochkarätig besetzte Experten-Runde, um über "Die unausgeschöpften Potentiale des Emissionshandels" zu diskutieren. Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass der europäische Emissionshandel ein besonders effizientes klimapolitisches Instrument sei, welches gegen Zweifler in Wirtschaft und Politik verteidigt werden müsse. Bei der Frage allerdings, wie groß das brachliegende Verbesserungspotential sei und durch welche Maßnahmen das Instrument weiter optimiert werden könne, schieden sich die Geister.
Während für Dr. Björn Benken von der ÖDP Berlin ein simulierter „Markt für Schadstoffvermeidung“ gemäß der ökonomischen Lehre nötig ist, bei der sich die Mengenobergrenzen der Emissionen in Rückkopplung zum Zertifikatepreis bilden, möchte der Umweltökonom und Emissionsrechtehändler Jürgen Hacker das Wirken der internationalen Finanzmarktspekulation eindämmen, so dass die Preise der Emissionsrechte die wahre Höhe der Grenzvermeidungskosten der Unternehmen widerspiegeln. Dagegen sieht Prof. Barbara Praetorius von der Hochschule für Technik und Wirtschaft den Emissionshandel auf einem guten Weg – lediglich bei der Grenzausgleichsabgabe und den Sonderregelungen für stromintensive Betriebe gäbe es noch Verbesserungsbedarf.
Florian Zerzawy vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft hat Sorge, dass durch die kürzlich beschlossene Verschiebung des neuen ETS-2 um ein Jahr die Minderungsziele später umso schwerer zu erreichen seien und dass durch die Anrechenbarkeit einer höheren Zahl an internationalen CO2-Gutschriften der Klimaschutz-Effekt verwässert würde. Christopher Leisinger vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung möchte qualitativ hochwertigen CO2-Entnahmen den Zugang zum Zertifikatemarkt ermöglichen und dem Problem zu hoher Preisspitzen mit einem dynamischen Preiskorridor begegnen. Roland Fink vom Ökologische Marktwirtschaft e.V. wünscht sich, man möge den europäischen Emissionshandel möglichst ungehindert wirken lassen und auf nationale Klimaschutzmaßnahmen, die seine Erfolge abschwächten, verzichten.
Während ein Teil der Runde eher „marktradikale“ Positionen vertrat, befürwortete der andere Teil einen pragmatischen Policy Mix. Doch genau ein solcher Austausch der Positionen außerhalb der eigenen „Bubble“ ist wichtig, wenn man den Zertifikatehandel überzeugend weiterentwickeln möchte. Die ÖDP Berlin hofft, mit dieser Veranstaltung hierzu einen Beitrag geleistet zu haben.
In einer fünfseitigen Zusammenfassung der Veranstaltung haben wir die einzelnen Positionen der Teilnehmenden und den Verlauf der Diskussion genauer dargestellt. Wir freuen uns über etwaige Fragen bzw. Kommentare zu diesem Papier per E-Mail.
