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Pressemitteilung

Kommt die Radioaktivität von Fukushima auch zu uns?

Von der Radioaktivität aus den zerstörten Reaktoren von Fukushima wird aller Voraussicht nach bei uns kaum etwas ankommen. Von der Einnahme von Jodtabletten wird dringend abgeraten.

Die Situation im Atomkraftwerk Fukushima ist im Augenblick immer noch unklar. Im schlimmsten Fall ist es in Block 3 zu einer Kernschmelze gekommen, in dem auch das extrem giftige Plutonium vorhanden ist. Es könnte sein, dass in dieser Kernschmelze die Kettenreaktion wieder begonnen hat, und dass sich dieser radioaktive „Brei“ langsam durch alle Barrieren frisst, bis er die Umgebung weitläufig verseucht.

 

Hier muss betont werden, dass das der schlimmste Fall ist, von dem wir hoffen, dass er nicht eingetreten ist oder noch eintritt. Trotzdem: Auch in diesem Fall wird bei uns vermutlich nur sehr, sehr wenig Radioaktivität ankommen. In Deutschland besteht also keine unmittelbare Gefahr. Denn die Wasserstoff-Explosionen in Fukushima waren weit schwächer als die in Tschernobyl, und eine Dampfexplosion fand bisher überhaupt nicht statt. Daher wird die ausgetretene Radioaktivität vermutlich zum größten Teil auf ein Gebiet von einigen Hundert Kilometern um Fukushima beschränkt bleiben. Im Laufe der Zeit wird sich aber ein Teil davon in extremer Verdünnung über den gesamten Globus verteilen.

 

Aus diesem Grund wäre es schädlich, wenn die Menschen in Europa Jodtabletten einneh-men würden. Denn ihre Wirkungsweise besteht darin, dass sie die Schilddrüse mit einer Überdosis von Jod versorgen, bevor die radioaktive Wolke kommt. Auf diese Weise wird verhindert, dass die Schilddrüse dann noch radioaktives Jod aufnimmt.

 

Die Wirkung einer Jodtablette hält nur kurze Zeit an, maximal 24 Stunden. Es bringt also nichts, die Tabletten vorbeugend einzunehmen. Außerdem schadet die Überdosis von Jod durch die Tabletten: Obwohl die Schilddrüse den größten Teil des überschüssigen Jods nicht aufnimmt, kann es doch zu Störungen im Stoffwechsel und zu Herzrhythmusstörungen kommen. Zum Vergleich: Um den Jodmangel in einigen Gegenden Deutschlands auszuglei-chen, werden Tabletten mit 0,1 bis 0,2 mg Jod empfohlen. Die Tabletten, die nach einem Reaktor-Unfall verteilt werden sollen, enthalten 65 mg Kaliumjodid. Das ist für Kleinkinder zu viel: Die amtlichen Empfehlungen für die Einnahme nach einer Reaktorkatastrophe lauten:

Säuglinge bis zu 1 Monat sollen 12,5 mg Kaliumjodid erhalten,

Kleinkinder von 1 bis 36 Monate 25 mg

Personen von 3 bis 18 Jahren 50 mg

und Personen von 19 bis 45 Jahren 100 mg.

Für Personen mit mehr als 45 Jahren sind womöglich die Schäden durch die Überdosis an Jod größer als das Risiko, durch die Radioaktivität zu erkranken.

 

Diese Empfehlungen der deutschen Behörden sind stark schematisiert. Sie beziehen sich auf den „Durchschnittsbürger“ und werden daher den speziellen Situationen vieler Menschen nicht gerecht.

 

Die Tabletten schützen ausschließlich vor dem radioaktiven Jod, das eine Halbwertszeit von nur 8 Tagen besitzt. Daher wird aus Fukushima auch im schlimmsten Fall kaum etwas davon bei uns ankommen. Jodtabletten helfen aber nicht gegen radioaktives Cäsium und Stronti-um.

 

Es muss noch einmal betont werden, dass bei uns zumindest auf absehbare Zeit keine Gefahr durch Fukushima entsteht. Von der Einnahme von Jodtabletten muss dringend abgeraten werden.

 

 

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